Die Bildungslotterie unterstützt das E-Learning-Zentrum der SOS-Kinderdörfer weltweit in Balbala, Dschibuti. Rund 200 Kinder und Jugendliche profitieren von dem breiten Bildungsangebot, das den Grundstein für gute Jobchancen und die Erfüllung persönlicher Träume legt.

Perspektivlosigkeit für junge Menschen

Der Wohlstand in Dschibuti ist ungleich verteilt. Obwohl Dschibuti ein relatives hohes Wirtschaftswachstum erzielt und es durch den internationalen Hafen, Erdölraffinerien, Armeeanlagen und eine Hotelindustrie gute Arbeits- und Verdienstmöglichkeiten gibt, leben die meisten Jugendlichen Balbalas in großer Armut. Potentielle Jobs z.B. in Logistik, Tourismus, Hotellerie oder der Verwaltung bleiben ihnen wegen fehlender Schulabschlüsse, mangelnder Englischkenntnisse und nicht vorhandener ICT-Skills verschlossen. Die Jugendlichen empfinden ihre Situation oft als ausweglos und sind empfänglich für Drogenkonsum, Gewalttätigkeit und Rekrutierung in kriminelle Strukturen.

In den wenigen Schulen in Balbala werden oftmals 65 bis 70 Schülerinnen und Schüler pro Klassenzimmer unterrichtet. Hinzu kommt, dass die öffentlichen Schulen größtenteils nur auf Französisch unterrichten. Französisch, das neben Arabisch Amtssprache ist, wird von vielen Jugendlichen in Balbala aber nur rudimentär gesprochen. Zuhause wird in den Familien Arabisch oder Somali gesprochen. Damit fehlt es den Jugendlichen an der Grundvoraussetzung, die Schule erfolgreich zu besuchen und abschließen zu können. Obwohl die Einschulungsrate bei über 70 Prozent liegt, besucht ein großer Teil der 13- bis 18-Jährigen keine Bildungseinrichtung mehr. Viele verlassen die Schule im Alter von 12 oder 13 Jahren ohne Abschluss.

Eingebettet in den englischsprachigen Osten Afrikas sind Englischkenntnisse auf dem Arbeitsmarkt stark nachgefragt. Ein Großteil der Jugendlichen Balbalas hatte bisher keine Möglichkeit, Kenntnisse der englischen Sprache zu erwerben und hat somit nur sehr eingeschränkte Zugangsmöglichkeiten zu weiterführender Ausbildung und Arbeitsplätzen, bei denen mit internationalen Fachkräften kommuniziert werden muss. Grundkenntnisse in der PC- und Software-Nutzung sind unter den Jugendlichen Balbalas kaum vorhanden. Das liegt zum einen an den mangelnden Zugangsmöglichkeiten und zum anderen daran, dass Schulen über keine Computer und auch nicht über entsprechend ausgebildete Lehrkräfte verfügen.

Unterricht im E-Learning Zentrum im Februar 2020.

Ausbildung im E-Learning-Zentrum

Das E-Learning Zentrum der SOS-Kinderdörfer weltweit in Balbala wurde im Jahr 2015 mit Unterstützung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) fertig gestellt und in Betrieb genommen. Das Zentrum für computergestütztes Lernen und Lesen umfasst mit PCs ausgestattete Klassenräume und eine digitale Bibliothek. Der Lehrplan orientiert sich eng an den Erfordernissen des Arbeitsmarktes und der allgemeinen Berufspraxis, ist interdisziplinär und durchgehend auf computergestütztes Lernen ausgerichtet. Heute bietet es 200 Schülerinnen und Schülern, davon 55% Mädchen und jungen Frauen, die Möglichkeit, jeweils mehrmonatige Kurse in Bereichen wie ICT, EDV, Sprachen, Allgemeinbildung und Geschäftsgründung zu besuchen. Das Zentrum ist an keine öffentliche Schule angeschlossen und wendet sich sowohl an Schülerinnen und Schüler wie auch an Jugendliche, die nicht zur Schule gehen.

Voraussetzung für die ersten Schritte Richtung Bildungschancen und berufliche Perspektiven sind englische und französische Sprachkenntnisse, die im E-Learning Zentrum erworben werden können. Das Lernen am Computer ist für die Jugendlichen intuitiv und macht Spaß, es erleichtert das Lernen und bringt ihnen erste Handhabungsweisen von Computer und Software näher. Vor allem internationale Firmen sind sehr daran interessiert, sprachversierte Fahrerinnen und Fahrer für internationale Fachkräfte einzustellen. Basierend auf dieser Erfahrung soll es Teilnehmerinnen und Teilnehmern, die erfolgreich Sprachkurse absolviert haben und an einer Tätigkeit im Transportbereich interessiert sind, ermöglicht werden, Führerscheinkurse zu absolvieren. Durch die Vermittlung von Praktikumsplätzen wird es den Jugendlichen ermöglicht, erste Eindrücke im Berufsalltag zu sammeln und Kontakte zu möglichen Arbeitgebern zu knüpfen.

Das E-Learning-Zentrum ist aufgrund der Covid-19 Pandemie vorübergehend geschlossen. Sobald das Zentrum wieder geöffnet werden kann, wird SOS-Dschibuti die Aktivitäten fortführen. Wir freuen uns schon darauf, die jungen Frauen und Männer – so wie die 16-jährige Kadidja – wieder auf Ihrem persönlichen Weg begleiten zu können.